Es entspricht den Erfahrungen vieler Menschen, dass nur die Mutterliebe echt und selbstlos ist. Viele anderen „Glaubens-Fälle von Liebe“ erweisen sich bekanntlich - früher oder später - als im Egoismus verfallende Phantome. Das beweisen die hohen Raten der Trennung von Ehen und Beziehungen.
Es gibt aber auch Menschen, die richtig gewählt haben und ihr Treue-Gelübde bis an das Ende ihres Lebens halten. Gertrud Semmler war eine „Heldin der selbstlosen Liebe“ und ein „Vulkan“ an Energie. Über 60 Jahre lang war sie mit dem gleichen Mann verheiratet, bis Alois Semmler (im Sommer 2013) mit 86 Jahren starb. Mit ihm feierte die Alemannin auf der Baar (eine Hochebene im Schwarzwald) nicht nur ihr erste Hochzeit, sondern auch alle Ehren-Hochzeiten: Die Silberne, die Goldene und die Diamantene. Zuletzt gratulierten sogar der Ministerpräsident und der Erzbischof zu dem seltenen Fall von Treue.
Viele schwere Schicksalsschläge musste Gertrud Semmler in ihrem Leben ertragen, doch mit ihrer Intelligenz und ihrem starken Charakter verlor sie nie ihre Zuversicht und ihre Liebe für die Anderen. Denn sie sah den Sinn ihres Leben nicht darin, sich selbt am oder im Leben zu befriedigen, sondern den Anderen zu dienen. Weil sie wohl dieses Geheimnis des Glückes kannte, wurde es zum Inhalt ihres Leben, ihre Freude in den Freuden der Andern zu finden. Die Menschen, Tiere, Bäume und Pflanzen waren für die begabte und begeisterte Landwirtin, Gärtnerin, Köchin, Bäckerin, Schneiderin und Stickerin liebenswerte Lebewesen, denen sie ihr ganzes Herz schenkte.
Die Mutter von zwei Söhnen und zwei Töchtern hatte Talent, Phantasie, Tatkraft, Mut und Humor. Am 5. November 2014 ist die naturverbundene Schwarzwälderin mit dem großen Herz in Donaueschingen im Alter von 87 Jahren verstorben.
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