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Bestatter-Skandal um Anzahlungen auf den Tod: Bestatter tauschte blindes Vertrauen gegen Profit.

Rund 900.000 Bestattungen gibt es alljährlich in Deutschland: Ein Milliardengeschäft für die Bestatter. Mit Pietät, Pflichtgefühl und Frömmigkeit gegenüber Mensch und Gott sollte es beim Abschied vom Leben zugehen. Doch statt „pietas“ regiert oft der schnöde Mammon. Sicherlich erledigt die Mehrzahl der deutschen Bestatter ihre Aufgabe mit Hingabe, Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein. Doch es gibt nicht nur ein „schwarzes Schaf“ in der Bestatter-Zunft. Für manche eiskalten Bestatter scheint die Bestattung kein „Nobile officium“ mehr zu sein, sondern eine "Sondermüll-Entsorgung", an der man so viel wie möglich verdienen will.

Viele Deutsche fahren zu Lebzeiten mit großem Stolz einen deutschen Porsche, Mercedes, BMW, Audi, VW oder Opel. Doch „abserviert“ ins Jenseits werden viele, oft ohne dass sie es wissen, in einem Billig-Sarg aus China oder Osteuropa. Von den rund 900.000 benötigten Särgen stellt die deutsche Sargindustrie angeblich noch rund 100.000 Stück selbst her. Der Rest kommt aus Osteuropa und aus China. Der billigste Sarg wird den Bestattern derzeit für rund 50 Euro angeboten. Die Versuchung ist also groß, die verstorbenen Deutschen in einen billigeren Auslandssarg zu betten. Allein die Stückzahlen der Sarg-Importe belegen, dass dies nicht nur einige wenige deutsche Bestatter tun.

Als unsere Redaktion dem Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Bestatter, dem Ulmer Bestatter Christian Streidt, schriftlich vermeintlich unangenehme Fragen zu seinem Bestattungs-Unternehmen, zum Einkauf von ausländischen Billigsärgen, zur Deklaration der Särge, zur Erhebung von Vorauszahlungen und zu Umsätzen und Erträgen stellte, brach der Bestatter-Präsident den bis dahin freundlichen Kontakt ab und ließ die Fragen unbeantwortet.

Bestatter machen gerne den Deckel zu und sagen „Rien ne va plus“: Nicht nur bei unangenehmen Fragen, sondern auch bei Särgen. Viele trauen sich dann nicht mehr, zu widersprechen. Um die verkaufte Leistung der Bestatter zu prüfen müssten Angehörige viel öfters und überraschend - kurz vor der Beisetzung - noch einmal die Öffnung des Sarges verlangen. Dass sich in manchem deutschen Sarg (nicht nur in Schwäbisch Hall) Überraschungen verbergen, musste ein Krematorium im Rhein-Main-Gebiet feststellen. Dort hatte ein Bestatter nach Baumaßnahmen wohl noch Glaswolle übrig, die entsorgt werden musste. Der Porsche-Fahrer wollte für die Entsorgung nicht sein Auto beschmutzen und packe die Glaswolle unter die Leiche im Sarg. Im Krematorium explodierte die Glaswolle und verschmutze den Ofen. Da der Bestatter ein guter Kunde des Kommunalbetriebes war, wurde der Fall diskret verschwiegen. Das Krematorium sandte dem Bestatter eine Rechnung für die Instandsetzung.

Heute, am 6. Oktober 2014, begann vor der 1. Große Strafkammer des Landgerichts Heilbronn der Strafprozess wegen Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs gegen den jungen ehemaligen Haller Bestatter Peter S. (Jg. 1981). Die strafrechtliche Anklage wird von Oberstaatsanwalt Peter Bracharz (Jg. 1952) erhoben und das Urteil wird von der Großen Strafkammer unter dem Vorsitz des Vorsitzenden Richters Roland Kleinschroth (Jg. 1964) im Namen des Volkes gesprochen werden.

Es geht um den Verdacht des Betruges mit Bestattungsdienstleistungen, den Austausch von wertvollen Särgen gegen billige Verbrennungs-Särge und getäuschte und abgezockte Kunden. Es geht aber auch um eine alte Leidenschaft der Bestatter-Zunft: Um das Inkasso von Vorauszahlungen auf den Tod.

Kein Autohaus hätte eine Chance, eine Vorauszahlung auf den Kauf eines Autos von seinen Kunden zu erhalten, das erst in der Zukunft, nach Jahren oder Jahrzehnten, geliefert werden soll. Doch in der Bestatter-Zunft gibt es massenhaft Vorauszahlungen auf noch zu erbringendem (künftige) Bestattungsleistungen.

Musevita, der Sender für die Erinnerung an Menschen, beleuchtet das Geschäftsgebaren des Bestatter-Gewerbes und den laufenden Strafprozess.
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12.05.2025 14:02:40
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