Auch über den Wolken der Schwarzwaldmetropole Freiburg ist die Freiheit bekanntlich grenzenlos. Doch zu ihren Lebzeiten fahren viele Deutsche gerne ins benachbarte Elsass; zum Essen - wie „Gott in Frankreich“. Lassen sie sich nun - nach ihrem Tod – auch noch verbrennen bei „Gott im Frankreich“? Verweht im Sausewind von Sausheim?
Liegt es am Willen der Verstorbenen oder am Wunsch der Hinterbliebenen und ihrer Bestatter? In Sausheim werden in den zwei Verbrennungsöfen inzwischen jährlich fasst dreimal so viel Menschen verbrannt wie in den zwei Verbrennungsöfen im Krematoriums von Freiburg. Warum ist das so? An was liegt das? Hat das ehrwürdige Krematorium auf dem Freiburger Hauptfriedhof noch Zukunft? Dieser Frage geht Musevita, der Sender für die Erinnerung an Menschen, nach.
Wir testen die Krematorien in Freiburg und in Sausheim und geben unseren Lesern objektive Antworten. Das Freiburger Krematorium ist vollkommen transparent und gewährt jederzeit Einblick in seine ordentliche Arbeit. Unsere Redaktion hat dem Krematorium mehrere unangekündigte Besuche abgestattet. Bei überraschenden Kontrollen sieht man oft viel mehr als bei angekündigten Visiten. Betriebsleiter Hans-Georg Textor öffnete uns jederzeit die Tür. Wer sich den blonden Badener genau ansieht erkennt sofort, dass es sich bei Textor um einen ordentlichen, gepflegten, pflichtbewussten und organisierten Menschen handelt. Wie der Herr, so ist auch sein Geschirr. Bei allen Besuchen hinterließ das Krematorium einen sauberen und sehr gepflegten Eindruck. Es gab durch unsere Redakteure nichts zu beanstanden. Wenn es nicht an der Qualität liegen kann, an was liegt es dann?
Unsere Zeitung gibt darauf in Kürze die Antwort: Im Krematoriums-Check.
Das Krematorium Freiburg: Ein würdevoller alter Tempel mit neuer Technik.
Mit der ersten Einäscherung des Geheimen Oberjustizrates Emil Huber nahm das Freiburger Krematorium am 15. April 1914 seinen Betrieb auf. Der Bau des Krematoriums war heftig umstritten. Die Sozialdemokraten befürworteten die Ermöglichung der Leichen-Verbrennung, die christlichen Parteien, insbesondere die damalige katholische Zentrumspartei, stimmten geschlossen gegen den aufkommenden neuen Ritus der Bestattung. Der Erzbischof hatte durch das „Heilige Offizium“ aus Rom noch am 27. Juli 1892 die Weisung erhalten, Verstorbenen, die sich verbrennen lassen, nicht die Sakramente der Kirche zu spenden. Von 1894 bis 1912 dauerten die politischen Kämpfe um das Krematorium. Am 6. November 1912 fasste der Freiburger Stadtrat mit 56 gegen 52 Stimmen den Beschluss zum Bau eines „antiken Tempels“ aus Eisenbeton. Nachdem in einem Architektenwettbewerb mehrere andere Entwürfe keine Zustimmung fanden, wurde der Bau durch den Stadtbaumeisters Rudolf Thomas und den Stadtarchitekten Mathias Stammnitz umgesetzt. Das Krematorium wurde durch die damals berühmte Freiburger Baufirma Brenzinger & Cie erstellt und mit Betonwerkstein verkleidet.
Die Ofenmeister des Freiburger Krematoriums (früher auch Heizer genannt) schieben jährlich rund 1.000 Särge mit einem Schamottstein und der unverwechselbaren Einäscherungsnummer des Verstorbenen in die zwei modernen Verbrennungs-Crematoren auf dem Freiburger Hauptfriedhof. Bei Temperaturen von 900 bis 1000 Grad verbrennen mit den Särgen die Leichen der Verstorbenen in 90 bis 120 Minuten. Mit einem Stahlbesen werden die Knochen-Reste in einen Aschenkasten gekehrt. Daraus werden sodann mit einem Magnet Metalle, Implantate und Prothesen abgefischt, bevor die verbliebenen Reste der menschlichen Hülle in der Knochenmühle pulverisiert werden und danach in die zwei bis drei Kilogramm schwere Urne gelangen. Die Urne mit dem Schamottstein erhält eine Plombe. Da der Mensch überwiegend aus gebundenem Wasser besteht, verdampft das Leichenwasser über dem mit modernden Filtern versehenen Kamin des Krematoriums,