Nur die Erinnerung bleibt: Unauslöschliche Erinnerung in der Gruft, statt vergessen im wuchernden Wald.
Die Kirche mit der über zweitausendjährigen Erfahrung weiß, dass den Lebenden nur die Erinnerung bleibt. Nur mit der Erinnerung werden wir weise. Wer die Erinnerung zerstreut, kann sie leicht vergessen; und ihren Wert für die Zukunft verlieren. Um die Erinnerung an bedeutende Geschöpfe der Menschheit nicht zu vergessen, wurden berühmte Verstorbene zur ewigen Erinnerung eingemauert: In eine Krypta in unterirdischen Kirchenräumen. Als die Bestattungen in „Sarkophagen“ unter den Kirchen durch den Kaiser verboten wurden, bauten sich viele reiche Familien eine Gruft auf den öffentlichen Friedhöfen. Bei einer Gruft, welche der Hinterlegung von Särgen, Sarkophagen und Urnen von Verstorbenen dient, wird der Leichnam nicht der Erde übergeben, sondern - für die Ewigkeit bestimmbar - eingemauert. Diese „ausgemauerten Gräber“ werden nicht vom Winde oder Sturm verweht und gewähren ewige Erinnerung, wogegen in den Friedwäldern die Erinnerung verloren geht.
Ewige Erinnerung sehr exklusiv: In der Bischofs-Gruft des Freiburger Münsters.
Im Mittelalter wurden auch Freiburgs Adelige, Patrizier und Prominente im Münster begraben. Nur Bischöfe genießen seit 1831 wieder das Privileg, nicht auf normalen Friedhöfen, sondern in der „Bischofsgruft“ ihrer Domkirche beigesetzt zu werden. Joseph II. von Habsburg-Lothringen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches in Wien (*13. März 1741, †20. Februar 1790), verbot 1784 Bestattungen in Kirchenbauten; Großherzog Leopold von Baden (* 29. August 1790, † 24. April 1852) genehmigte sie 1831 wieder für Bischöfe der Kirche. Der verstorbene Bischof Kirchgässner wurde nach dem Pontifikal-Requiem in der 4,5 Meter hohen (erst 1964 neu errichteten) Bischofsgruft des Freiburger Münsters beigesetzt. Dort liegen bereits die früheren Freiburger Erzbischöfe Eugen Seiterich, Hermann Schäufele und Oskar Saier. Der eingemauerte Bischof Kirchgässner, der sich zu seinen Lebzeiten für die Menschen bestellen ließ, wird der Bischofsgruft seine ewige Ruhe und die unauslöschliche Erinnerung finden.
Der Bestatter von Freiburgs Haute-Volée: Müller bestattet auch Freiburgs Bischöfe.
Für die komplizierte Aufbewahrung, Einsargung und Beerdigung ihres Bischofs haben die Domherren des Erzbistums nicht das gut ausgestattete kommunale Bestattungsinstitut der Stadt Freiburg, sondern das Freiburger Bestattungsinstitut Müller gewählt. Müller ist schon seit rund 50 Jahren Freiburgs „Bischofs-Bestatter“ und gilt als der Bestatter von Freiburgs „High Society“. Für das Freiburger Bestattungsinstitut Karl B. Müller war diese Bestattung eine besondere Herausforderung. Nach Informationen unserer Zeitung wurde der Leichnam des Bischofs mit der aufgesetzten Mitra sofort nach seinem Tod in das Freiburger Bestattungsinstitut Müller in der Tennenbacher Strasse 46 überführt. Dort wurde der Leichnam in einen mit einem Druckausgleich versorgten Zinksarg verbracht. Dieser Zinksarg wurde sodann fachgerecht verlötet, damit kein Geruch und kein Leichenwasser mehr austreten kann. Sechs Sargträger des Bestattungsinstituts Müller waren erforderlich, um den 160 kg schweren Sarg des Bischofs (durch die engen Gänge, 17 Stufen hinab) in die Bischofsgruft unter dem Hochaltar des Freiburger Münsters zu tragen. Der Bischofssarg wurde in eine der vorhandenen 28 Grabkammern geschoben. Sie ist drei Meter tief und wurde nach dem Einschieben des Bischofssarges mit Sandsteinen zugemauert. Im zweiten Stock, über Wolfgang Kirchgässner, liegt schon seit 1995 Weihbischof Karl Gnädinger.
Autor des Artikels: Werner Semmler